Donnerstag, Oktober 27, 2005


New Plymouth Medical Journal






Ein Wochenende 6er Medizinstudentinnen auf einem Haufen

D MC, Department of Paediatrics, Taranaki Base Hospital, New Plymouth, New Zealand
New Plymouth Medical Journal 2005;1;1-6







ABSTRACT. Ziel. Das Leben einer Medizinstudentin in New Plymouth (NZ) ist eine ziemlich langweilige Sache. Ziel dieser Studie war es, über ein verlängertes Wochenende ein bisschen Schwung in den Alltag zu bringen und das Verhalten 6er Medizinstudentinnen während 72h zu untersuchen.
Methods. In dieser Machbarkeitsstudie wurden 6 Medizinstudentinnen, Doro (24, Hannover), Esther (25, Hannover), Gabi (25, Hannover), Nadine (25, Hannover), Saskia (25, Hannover) und Marie-Claire (25, Bern), auf eine Reise nach Wellington geschickt. Dabei fuhren sie in einem Minibus ca. 890km in 3 Tagen. Auf der Strecke wurden einige Orte besucht und in einem Tag Wellington erkundet.
Results. Alle 6 Studentinnen sind noch am Leben, wobei einige Ecken ab sind.
Conclusion. 3 Tage sind eine lange Zeit, wenn man nicht aus dem Minibus fliehen kann und um abzuschalten, nur den MP3-Player zur Hand hat. Trotzdem: Das bis jetzt schönste Weekend am anderen Ende der Welt.



Background

Wie Ihr vielleicht von meinem letzten Mail noch wisst, waren meine ersten Tage, bzw. Wochen in New Plymouth eher von Heimweh getrübt als von etwas anderem geprägt. Zum Glück durfte ich am ersten „Schultag“ Olivia, die Studentin aus Auckland kennenlernen (Bild 1). Wir haben die ersten 2 Wochen praktisch täglich miteinander verbracht, taten uns gegenseitig leid, und holten uns Energie für den nächsten Tag beim täglichen Fitnesstraining. Im Grossen und Ganzen fühlte ich mich aber hier nicht wirklich wohl, obwohl ich in Olivia eine wirkliche Freundin gefunden habe.
Nach meinen ersten zwei Wochen Pädiatrie schien ein bisschen die Sonne aufzugehen. Nachdem es 2 Wochen die ganze Zeit geregnet hatte, brachten letztes Wochenende (15.10.05) 4 deutsche (man glaubt es kaum) Medizinstudentinnen die Sonne nach New Plymouth (NP). Doro, Esther, Gabi und Nadine schienen von Anfang an ganz nett zu sein (wollten sie mich doch schon an ihrem ersten Abend zu Wein und Chips einladen...). Sie hatten schon 10 Tage auf der Südinsel verbracht und kamen nun her, um 4 Monate ihres PJ (Praktisches Jahr) im spannenden (...) NP zu absolvieren. Schnell mussten auch sie merken, dass hier alles ganz relaxed zu und her geht und man eigentlich gar nicht die ganze Zeit im Spital verbringen muss.




Methods

So beschlossen wir, 6 deutsch-sprachige Mädels (Olivia ging übers Weekend zurück nach Auckland), am Freitag, 21.10.05, ein gemeinsames Weekend in Wellington zu verbringen. Für alle, die in Geographie mindestens so schlecht sind wie ich: Wellington ist Neuseelands Hauptstadt, nicht Auckland (ist etwa so wie in der Schweiz, wo Züri die Hauptstadt ist!!!). Naja, wir haben dann bei der Autovermietung[1] des Spitals einen „Van“ gemietet. „Van“ heisst dabei hier „Lieferwagen mit 3 Bänken hinten drin „mit ohne“ Servolenkung versteht sich“. Aber nichts konnte unsere Reiselust erschüttern, so dass wir am Samstag Morgen in aller Früh (9:30 am) Richtung Wellington losfuhren. Die 160 km nach Wanganui waren von Sicht aufs Meer geprägt. Auf dem „Surf Highway“, der der Küste der Tasman Sea folgt, wurde der Horizont bestaunt und kommentiert, bis es langsam langweilig wurde und man mehr schwieg als redete. Nach 2h Fahrt kamen wir dann endlich in Wanganui an. Von der Stadt wurde uns schon gesagt, dass wir hier nicht zu viel Zeit vergeuden sollen. Nach unseren Erfahrungen in NP (New Plymouth) schien uns Wanganui aber eher von der spannenden Sorte zu sein, so dass wir beschlossen, hier einen Kaffee zu trinken. Nachdem der „Van“ sicher verstaut war, machten wir uns auf die Suche nach einer Cappuccino-LatteMacchiato-Caramel-etc-Bude. Wir dachten auch einen guten Fund gemacht zu haben, der ganz nett aussah, sich aber eher als Flop herausstellte: man musste 30min auf die Bedienung und dann mind. so lange auf den Kaffee warten, der dann nicht einmal gut war. Vielleicht hätten wir doch eher in diesen Kebab-Laden gehen sollen (Bild 2). So viel zu Wanganui.

Unsere Autofahrt ging dann weiter in der Region Wanganui (Bild 3) nach Wellington. Um ca. 6 pm kamen wir dann in unserem Backpacker an, wo „oh du Schreck“ auch 2 CH-erinnen abgestiegen waren. Sie waren aber nicht ganz so sehr kommunikativ... Die Nacht verbrachten wir dann in 2 3er Zimmern. Zum Glück hatte ich meinen Schlafsack dabei: das Bett war voll Katzenhaare (für diejenigen, die es nicht wissen, ich bin allergisch auf Katzen...). Habe dann also ein Xyzal eingeworfen und das Bett abgezogen.
Am Sonntag Morgen haben wir dann wieder in Herrgottsfrühe (...) gefrühstückt und sind dann nach Wellington gefahren. Nachdem wir beim Botanischen Garten parkiert hatten, gingen wir durch den Garten Richtung Stadt-Zentrum. Dabei kamen wir am Lady Norwood Rose Garden vorbei (Bilder 4, & 5) vorbei, wo wir unsere Nase in jede Rose steckten und versuchten, den Geruch einem bekannten Geruch zuzuordnen (z.B. „die Rose riecht nach Thailand“ Zitat von Esther, nachdem sie an einer Rose roch, die nach Limone roch). Nachdem wir alle unsere Bilder gemacht hatten, ging es dann im Botanischen Garten weiter (steil bergauf) bis zur Bergstation der Cable-Car (Bild 6). Auch dort wurden wieder die obligaten Photos (Mäse, das schriibt mä jetzt eifach mit PH!!!) mit Sicht auf die Stadt gemacht. Um in die Stadt zu kommen, beschlossen wir, in de Cable-Car zu fahren.
Unten angekommen, trennten wir uns: Nadine und Saskia beschlossen, die intellektuelle, kulturelle Tour zu machen, Esther, Doro, Gabi und ich beschlossen, auch ein bisschen Shopping einzubeziehen. Trotzdem verpassten wir nicht den Lookout auf Wellington. Als wir dann am Ende des Nachmittags unsere Beute mit Nadine’s und Saskias verglichen, hatten sie nicht viel mehr Kultur, dafür aber weniger Sonnenbrillen und Sonnencreme im Rucksack (hehe). Wir rundeten dann unseren Tag in Wellington mit einem Kaffee bei Starbucks (die haben so schöne Tassen...) ab, da die anderen Cafes schon um 4pm geschlossen hatten. Nach der Fahrt zurück ins Backpackers (etwas ausserhalb der Stadt) kochten wir endlich einmal etwas zum Znacht [2]. Danach ging es dann wieder ohne Abendprogramm ins Bett.

Am Montag Morgen machten wir uns gegen 10am wieder auf den Weg Richtung NP. Dabei durchfuhren wir wieder die Region Wanganuis, wobei wir einen kleinen Abstecher in den Nationalpark machten. Auf schmaler, kurvenreicher Strasse erreichten wir dann schliesslich wieder einen Lookout (Bild 7 & 8). Bei der Fahrt durften wir auch endlich einmal die nähere Bekanntschaft mit Schafen machen. Ihr könnt Euch ja gar nicht vorstellen, wie diese Viehcher stinken!!!
Auf dem letzten Stück Fahrt wurde ich dann dazu verflucht zu fahren. Das Linksfahren ist ja das eine, aber dann auch noch mit der linken Hand zu schalten und mit der rechten das „mit ohne Servolenkung-“ Steuerrad zu betätigen, war echt ein Graus. Naja, die heiklen Magen meiner Passagiere blieben alle schön an ihrem PlatzJ, so dass ich auch ruhig schlafen kann.


Results

Die 5 deutschen Studentinnen haben die ganze Zeit über die Schweizer Witze gemacht. Esther, Doro und Gabi (mit denen ich shoppen war) sind echt cool. Haben uns mehr oder weniger (...) super verstanden und das auch oft bei 2stündigem Schweigen im Auto. Und die kleine Schweizerin braucht z.T. Worte, die die anderen noch nie gehört haben.
Das Portemonnaie ist über das WE nicht wie befürchtet extrem geschrumpft. Ich habe mir in Wellington nur eine Sonnenbrille, eine Kappe und Handschuhe gekauft, die ich ev. bei meinem Trip auf die Südinsel gut gebrauchen kann.


Conclusions

Das WE war wohl das bis jetzt erholsamste Erlebnis für mich in NZ. Endlich hatte ich die Gelegenheit, die atemberaubende Natur, die wohl alle (ausser mir) aus dem Film „Lord of the Rings“ kennen, zu entdecken. In den deutschen Studentinnen habe ich wirklich „Mates“ gefunden, mit denen man Spass haben und mit denen man auch einmal ohne gross nachzudenken reden kann.
Nachdem ich in den ersten 3 Wochen doch ziemlich unter meinem Heimweh gelitten habe, vermisse ich Euch jetzt überhaupt nicht mehr!!! Ok, war ja offensichtlich nicht ernst gemeintJ.


Outlook

Ich werde jetzt noch 3 Wochen auf der Pädi sein, um dann nach Queenstown (Abenteuerstadt auf der Südinsel) zu fliegen. Ich werde eine 2 Wochen alleine herumreisen (keine Angst: ich reise nicht per Autostopp), um danach wieder für 2 Wochen nach NP auf die Pädi zu gehen.
Danach beehrt mich vielleicht Gäbe. Würde ja schon ein bisschen mehr Spass machen, mit einem Freund, den Rest Neuseelands zu erkunden!!!
Um Weihnachten werde ich wahscheinlich im Norden der Nordinsel sein, wobei ich Olivia und ihre Familie sicherlich noch in Auckland besuchen werde.


[1] Das Taranaki Base Hospital vermietet Autos, die unter der Woche für Ärzte und Krankenschwestern, Entschuldigung: Pflegefachfrauen, zur Verfügung stehen, da diese in die auswärtigen Spitäler und zu den Patienten nach Hause fahren müssen. Man zahlt dabei 30cents pro km, wobei das Benzin inkl. ist.
[2] Im Hostel in NP ist die Küche nicht gerade „ahmächelig“, d.h. man kann den Backofen nicht benutzen, ohne dass der Feueralarm losgeht und die Herdplatten funktionieren auch nur über die Hälfte der Fläche.
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Bild 1 (Olivia & MC)

Bild 2 (ob das wohl besser gewesen waere???)

Bild 3 (Region Wanganui)

Bild 4 & 5 (Lady Norwood Rose Garden)





Bild 6 (Cable Car)
Bild 7 & 8 (Wanganui River)

Mittwoch, Oktober 26, 2005

Back-Beach, 26.10.05

Endlich kann ich auch einmal vom Strandleben in NP (NZ) berichten.

Esther und ich haben gestern, nachdem wir einen ganzen Morgen schwer gearbeitet (ca. 1.5h Tee in der Cafeteria...) hatten, beschlossen, uns ein Mountainbike zu krallen und uns auf die Suche nach einem Strand zu machen. Nach 3/4h Hügel-rauf-und-runter sind wir dann endlich am Back-Beach (nicht Black) angekommen. Esther hatte ein bisschen Probleme mit der Gangschaltund, so dass sie chronisch, wenn es bergauf ging, den härtesten Gang einlegte. Vorteil für mich... Dafür hatte ich ein Fahrrad, dessen Satel so hart war, dass ich heute wohl auf zwei blauen Flecken sitzen werde:-/
Wir mussten uns zuerst die Klippe hinunter durch dichten Urwald (ok, es waren eher ein bisschen höher gewachsene Grasbüschel) kämpfen, um dann endlich zum schwarzen Sand zu gelanden. Der Strand ist bedeckt von Vulkangestein und dessen Sand, ein ungewohntes Bild.
Leider wurden wir gleich schon am anfang bitter enttäuscht: ausser uns waren noch 2 Frauen du ein paar präpubertierende Jugendliche am Strand, von unseren erhofften Surfern war keine Spur. Naja, war auch nicht so schlimm, denn wir konnten uns ja jetzt ungestört mit unseren (deutschen) Kitschromanen in die Sonne legen. Keine Sorge, es war schon 16uhr und wir hatten uns sorgfältig eingecremt, so dass bzgl. Sonnenbrand überhaupt keine Gefahr bestand. Am Strand herrschte dann auch ziemliche Action: einmal gabs einen Felssurz ein paar Meter von uns entfernt (die deutsche Frauenlogik wollte sich ein paar Minuten vorher noch genau an diese Stelle legen, gell Esther!?), danach war irgend so ein Flug-Schirm-Objekt über unseren Köpfen und irgendwann haben wir dann auch unseren ganzen Mut zusammen genommen und sind ins Wasser gegangen. Meiner Meinung nach, war das Wasser so ca. 16°C (wärmer als die frühsommerliche-12°C Aare, aber kälter als der Zürisee).

Der Rückweg war dann noch einmal ein kleiner Abenteuer für sich: Esther hatte immer noch nicht begriffen, dass das Gangschalten in die eine Richtung nicht dasselbe ist, wie in die andere... Als sie aber begriffen hatte, wie das Gerät funktioniert, kamen für mich die schlechten Zeiten: am Anfang eines Hügels wollte sie wohl einem Kiwi-Mann imponieren, der mit einem richtigen Mountainbike unterwegs war, und überholte ihn ganz frech. Unser europäische Mädchen-Stolz liess es danach dann natürlich nicht zu, von dem Kiwi am Berg wieder überholt zu werden, so dass wir uns den Berg hinauftrampelten und dabei unser halbes Organsortiment auf der Strecke liessen. Jetzt können wir ja darüber lachen, aber am Berg war das der Horror: habe Esther mit allen Züridüütschen-Fluchwörtern beschimpft, als ich mich mit meiner schweren Tasche, wo Esthers Zeug natürlich auch drin war, dieses alpenähnliche Ding zu bezwingen versuchte.

Aber eben, wie das jeweils so ist, haben wir alles überlebt und konnten abends auf einen gelungenen Nachmittag zurückschauen, wobei die anderen Mädels schon ein bisschen eifersüchtig waren (oder Gaby!?).
PS: im Grossen und Ganzen ist aber Esther dennoch ganz i.O.
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Back Beach
"lebensgefährlicher" Felssturz
Hary-Mary (keine Angst, die Haare sind auf dem Kopf)
unbekanntes Flugobjekt

Dienstag, Oktober 25, 2005

Mt. Taranaki (New Plymouth), New Zealand


Jeden Morgen werde ich beim Blick aus dem Fenster von dieser Naturgewalt ueberwaeltigt!